Medienkompetenz – ein Hilfsmittel gegen Cybermobbing

Cybermobbing verletzt im echten Leben

Cybermobbing verletzt im echten Leben

Der aktuelle Fall von Cybermobbing, der seit dieser Woche in den Medien beschrieben wird und über die Grenze hinaus für Echo gesorgt hat, hat mich sehr interessiert. Nicht inhaltlich, sondern eher wegen den Reaktionen, die der Fall hervor gerufen hat und weil ich mich intensiv mit den Chancen und Risiken der sozialen Netzwerke auseinander setze.

 

Wenn man die Kommentarzeilen der Berichte liest, fallen mir 3 Dinge auf:

  • Die einen urteilen über das Opfer (was meines Erachtens völlig vermessen ist)
  • Viele über den feigen anonymen „Autoren“
  • einige über die Plattformen.

Als Social Media Fan, kann ich mich kurz halten, was die Plattformen angeht. Es ist wie mit dem Auto, dieses gefährdet alleine niemanden im Verkehr. Erst mit der richtigen (oder eben falschen) Person hinter dem Lenkrad wird daraus manchmal eine gefährliche Waffe. Gleiches gilt für die Social Media Plattformen. Mit den richtigen Informationen gefüttert machen diese Freude und Spass und können inspirieren, lehrreich oder hilfreich sein. Falsch eingesetzt, können diese aber eben auch für ganz viel Negatives benutzt werden. Vieles davon kann jedoch nicht den Plattformen angelastet werden, sondern nur den „Autoren“.

Da wären wir nun beim Kern des Mobbingproblems. Es gab, gibt und wird immer „Bullies“, Kriminelle oder einfach Idioten geben, die anderen Schaden zufügen wollen. Früher musste man dafür oft eine Gruppe von gleichgesinnten finden (evtl. auf dem Schulhof), damit dieses Mobbing überhaupt einen Effekt zeigte. Heute geht dies mit einem Klick auf die Maus und schon kann potenziell die ganze Welt zuschauen, lesen, kommentieren und teilen. Das ist es, was das Cybermobbing so gefährlich macht, die Möglichkeit der Ausbreitung und die Unmöglichkeit das ganze richtig aufzuhalten. Auch denken viele, man gehe als „Autor“ in der Anonymität unter. Dies ist jedoch ein Trugschluss, die Urheber werden oft ganz einfach ermittelt. Cybermobbing ist kein Spass, neben dem oft zerstörten Leben (oder mindestens Lebensabschnitt) des Opfers, müssen sich auch die Täter im Klaren sein, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist. „Es war doch nur Spass“ zieht irgendwann nicht mehr. Dann kommt man aus der Cyber-Welt schnell wieder ins reale Leben, welches für den Täter ebenfalls schwer vorbelastet weiter gehen kann.

Doch wie kann man dem vorbeugen?

Da wären wir nun also beim Opfer. Ich war erstaunt, wie viele Kommentatoren das Mädchen des aktuellen Falls einfach als dumm, naiv oder als „selber schuld“ bezeichneten. Vielleicht war sie naiv, verliebt, was auch immer. Aber ein Fehler im Leben, sollte nicht solche Folgen haben. Doch wie kann man dies vermeiden? In dem man sich jederzeit der Gefahren, die heute dank der Technik lauern, bewusst ist.

In einem meiner früheren Post habe ich mal geschrieben:

  1. Tragt das Herz nicht auf der Zunge! Spontane, unüberlegte Reaktionen kommen auch im persönlichen Dialog nicht gut an und sind wohl der Hauptgrund für rechtliche Streitereien. Dies soll man auch auf den Social Medias beachten.
  2. Ein Bewusstsein schaffen über die Konsequenzen der eigenen Aussagen. Dies gilt im Privatleben, wie im Geschäft, denn die Grenzen verschwinden. Wir werden immer als Privatperson oder als Geschäftspartner wahrgenommen, je nach Empfängerkreis
    und am Schluss noch ein ganz einfaches Prinzip, um sich zu überlegen, ob man etwas schreiben soll:
  3. Wenn man sich die Aussage auf ein T-Shirt drucken würde und damit durch das Dorf oder die Stadt gehen würde, dann kann man dies wohl auch schreiben, denn dann ist man sich der Konsequenz wohl bewusst und steht zur Aussage – auch öffentlich.

Heute würde ich vor allem mit Blick auf die jungen Leute noch anfügen, dass man sich jederzeit auch bewusst sein muss, wo man seine Handykamera einschaltet und wem man die damit gemachten Daten anvertraut. Doch diesen Punkt einer Generation von Menschen klar zu machen, die mit der Kamera in der Hand „geboren“ wird, ist wohl eine der grossen Herausforderungen – vor allem für die Eltern oder Schulbehörden. Denn dazu müssen sich diese schnellst möglich eine hohe Medienkompetenz erarbeiten, denn nur so kann mit diskutiert und damit auch Prävention betrieben werden.

Aber vielleicht hilft bildlich einfach auch der obige Punkt 3:

Fragen Sie Ihre Töchter und Söhne, ob Sie mit einem Druck ihrer Videos oder Fotos auf einem T-Shirt durch die Strassen gehen würden…

Und sollten Sie trotzdem mal mit einem konkreten Fall konfrontiert sein, helfen Ihnen diese Links hoffentlich weiter:

Kampf gegen Cybermobbing von Pro Juventute

Cyber Mobbing Schweiz

Cybersmart

Elternet

Jugend und Gewalt vom Bundesamt für Sozialversicherungen

und wichtige Tipps von der Stadtpolizei Zürich oder von der Schweizerischen

Kriminalprävention

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12 Antworten zu Medienkompetenz – ein Hilfsmittel gegen Cybermobbing

  1. SwissRoman sagt:

    Hier zwei Infos, die ich heute noch gefunden habe: http://www.c36daily.ch/redirect/?id=13216 Zeigt das mögliche Strafmass bei Cyber Mobbing.

    Und 20 Minuten bringt ebenfalls einige Tipps zum Thema: http://www.20min.ch/schweiz/news/story/-Wuerde-ich-dieses-Video-dem-Mami-auch-zeigen—27453436

  2. swissroman sagt:

    Auf Facebook kommentierte ein Freund

    Man könnte es auch so formulieren: Was nicht per Post verschickt werden kann, gehört nicht ins Netz. Stell dir vor, die müssten so ein Filmchen tausend mal kopieren und dann per Post an alle Kontakte verschicken. Das ginge dann richtig ans Geld. Fand es im übrigen gut, dass du in deinem Artikel, ganz auf Erwähnung von gewissen Grossverteilern verzichtet hast.

  3. Pingback: Medienkompetenz – ein Hilfsmittel gegen Cybermobbing | Risikoverhalten 2.0 | Scoop.it

  4. swissroman sagt:

    Un noch ein wichtiger Nachtrag. Der 20Minuten.ch Experte gibt gute Tipps, z.B. wie ein Foto im Internet gelöscht werden kann.
    http://www.20min.ch/community/stories/story/Wie-kann-ich-mein-Bild-aus-dem-Web-loeschen–16813312

  5. Cyber-Mobbing ist ein Thema, um das auch die Schule nicht herumkommt. Wir haben auf dem Forum für Lehrpersonen Tipps für Unterrichtsprojekte, Prävention und Intervention, Literaturliste, Artikel und weiterführende Links zusammengestellt:

    http://www.lehrperson-bern.ch/forum.html?tx_mmforum_pi1%5Baction%5D=list_post&tx_mmforum_pi1%5Btid%5D=153&tx_mmforum_pi1%5Bpage%5D=&tx_mmforum_pi1%5Bfid%5D=63&tx_mmforum_pi1%5Bpid%5D=seite&tx_mmforum_pi1%5Bsword%5D=cybermobbing#pid977

  6. genau aufgrund solcher Fälle haben wir das Projekt „Social Web macht Schule“ 2011 ins Leben gerufen, was in Workshops Schülern, Eltern und Lehrer die Problematik vermittelt, sensibilisiert, aufklärt und vorbeugen soll. Im Moment beschränkt sich das noch auf einige wenige Schulen in Sachsen, aber wir treiben es gerade massiv voran.

    http://www.social-web-macht-schule.de/blog/
    http://www.queo-blog.com/2011/11/social-web-macht-schule/

  7. SwissRoman sagt:

    Salut Jan, super Initiative, die wohl immer mehr Beachtung finden wird, wenn man so schaut, was da in der Onlinewelt passiert.

  8. reginapaesch sagt:

    Hallo Roman!
    Hier ist Regina aus Thüringen. Ihren Beitrag über Cybermobbing musste ich erst einmal sacken lassen. Es ist wirklich schlimm, was da den Betroffenen passiert. Auch ich dachte ganz spontan „Wie kann man nur so dumm sein“. Mit meinem Enkelsohn (14) habe ich darüber gesprochen. Er erzählte mir, dass Mobbing in der Schule ganz normal ist, nicht nur im Internet sondern in den Klassen ganz real von Schüler zu Schüler. Ein Mädchen aus seiner Klasse hat daraufhin die Schule gewechselt. Ich muss noch dazu sagen, dass wir im ländlichen Raum leben, wo jeder noch jeden kennt. Wir waren auch keine Engel, haben uns auf dem Schulhof auseinandergesetzt, uns aber anschließend die „Hand gereicht“ und gut war es. Unsere Lehrer haben aber darauf Einfluss genommen . Heute sind die Lehrer total überfordert , die Eltern und Großeltern hilflos. Mit meinem Enkel habe ich offen gesprochen und ihm erklärt, warum mir das Angst macht. Er meint aber, dass ich um ihn keine Angst haben muss, weil er das auf seine Weise klärt. Er ist groß und sportlich…. Man, das ist aber auch keine Lösung…
    Viele Grüße Regina !

    • swissroman sagt:

      Guten Abend Regina, immer schön von Ihnen zu hören/lesen! Schön, dass Sie mit Ihrem Enkel so offen sprechen können. Und ich gehe, auch von den Rückmeldungen von Freunden davon aus, dass es in der Tat kein Stadt/Land-Problem ist und damit auch oft gar nichts mit der städtischen Anonymität zu tun hat.

      Dass man sich früher nach eine Streit die Hände gereicht hat, kenne ich auch noch. Schade, dass oft diese „Grösse“ heute fehlt. Brauchen wir neue Vorbilder?

      Auf alle Fälle frohe Festtage und bis bald mal wieder.

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