Trittbrettfahren unterstützt nicht, sondern schadet

Weihnachtsgebäck als Quelle des ÜbelsDie Weihnachtszeit, so war es mindestens bei mir zuhause, begann als Kind dann, wenn ich das erste Türchen des Adventskalenders aufmachen durfte. Die Schokolade darin war dann noch klein, wurde aber mit jedem Tag, der sich dem 24. Türchen näherte, grösser. Heute scheint dies viel schwieriger zu sein. In den Warenhäuser läuten die Weihnachtsglocken heute oft schon im September oder Oktober. Dies hat in dieser Woche zu einem Sturm auf den Detailhändler Migros geführt. Die Kundin schreibt auf der Facebookseite der Migros, dass sie es begrüssen würde, man liesse erst mal den Herbst vorbei ziehen, bevor Weihnachten „verkauft“ wird. Ich möchte hier nicht auf den Umstand der „frühen“ Weihnachten eingehen, sondern das Verhalten auf der Facebookseite von Migros unter die Lupe nehmen.

Liken: ok – Kommentieren: ok – Kopieren des gleichen Posts: nicht ok

Aufgrund von Twittermeldungen und einem Artikel der Aargauer Zeitung, bin ich auf den oben genannten Umstand aufmerksam geworden. Als social media-affiner Mensch hat mich vor allem interessiert, wie sich eine solche Diskussion auf einer Plattform entwickelt. Dabei zeigte sich einmal mehr, wie stark der Effekt ist, wenn eine grosse Anzahl von Fans reagiert. Aktuell (10.10.12., 21.30 Uhr) verzeichnet der oben genannte Facebookeintrag der Migroskundin 16 966 Likes und 1 351 Kommentare. Wenn man bedenkt, dass die Migros Facebookseite total 98 298 Liker hat, eine ganze Menge (über 17% der Fans!). Die Kommentare sind im übrigen oft gar nicht gehässig, sondern sehr sachlich, auch dann, wenn sich Kundinnen und Kunden ebenfalls aufregen, oder aber deren Gleichgültigkeit gegenüber dem Thema kundtun. Mein Aufreger sind jedoch die Trittbrettfahrer, die exakt die Anfrage der ersten Kundin wieder und wieder auf die Plattform des Unternehmens posten. Was wird damit bezweckt? Will man sich selber ins Scheinwerferlicht stellen, selber mal eine führende Rolle bei einem vermeintlichen „Shitstorm“ spielen?

Sollte das der Zweck sein, dann glaube ich nämlich, dass dies eher kontraproduktiv ist. Es lenkt nur ab und verwässert den ersten, ernst gemeinten (berechtigten?) Beitrag. Auch wird ein solches Verhalten die Ressourcen eines Unternehmens stärker belasten und damit eine schnelle Reaktion verzögern. Ein guter Social Media Manager sichtet zuerst möglichst viele Informationen, bevor eine Reaktion erfolgt. Diese will ja gut überlegt sein und dem Anliegen gerecht werden. Copy/Paste führt für mich somit in eine Sackgasse.

Mein Tipp für alle Nutzer/Kunden/Interessenten: Hat jemand Euer Anliegen bereits adressiert, unterstützt dieses, liked, kommentiert, teilt, aber bringt nicht das gleiche Anliegen, in gleichen Worten, weiter an. Das hilft nicht weiter und könnte der These 4 eines früheren Blogposts schneller zum Durchbruch verhelfen.

Dieses Copy/Paste-Phänomen ist mir diese Woche übrigens bereits schon mal aufgefallen. Dabei ging es darum, Weltkonzerne dazu zu bringen, Teile des Umsatzes zu spenden, wenn ein Post eine bestimmte Anzahl Likes erhält. Auch hier scheint einigen Usern die Fantasie ausgegangen zu sein, denn dies wurde in der Folge in fast gleicher Form, bei immer anderen Firmen versucht:

 

 

das Gleiche gab es dann auch für Starbucks:

 

 

PS: Die Reaktion der Migros auf das Anliegen der Kundin will ich natürlich nicht schuldig bleiben, denn ich finde diese korrekt und erst noch kreativ. Viele Kinder werden sich darüber freuen, auch wenn die Weihnachtsdeko so nicht aus den Geschäften verbannt wurde…

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2 Antworten zu Trittbrettfahren unterstützt nicht, sondern schadet

  1. swissroman sagt:

    Für Interessierte gibt’s hier noch einen ausführlichen Blogpost von Thomas Hutter, der noch tiefer auf die Reaktion von Migros eingeht http://www.thomashutter.com/index.php/2012/10/facebook-weihnachtsguetzli-shitstorm-bei-der-migros-oder-wie-einem-sturm-elegant-die-luft-entzogen-wird/

  2. Chäsi sagt:

    Roman hat ganz recht. Macht doch nicht einfach CP. Das ist nur faul.
    Leider haben alle Detailhändler ( ich wollte ein unschönes Wort verwenden aber wegen dem Weihnachtsthema lasse ich dax) schon mit Weihnachten begonnen. So kann sich Migros locker hinter dem alle machen es alles wollen es verstecken. Nur weil der erste Lemmering über die Klippen springt muss ich nicht gleich hinterher springen. Deshalb ist WEIHNACHTEN IM OKTOBER BULLSHIT.

    Beste Grüsse
    Chäsi

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