Soll ich Dich siezen oder darf ich Sie duzen?
Eine Frage, die sich heute nicht nur im realen Leben immer wieder stellt, sondern auch in der elektronischen Kommunikation. Schaut man sich die sozialen Netzwerke an, wird einem schnell klar, dass mindestens auf Facebook und Twitter ganz klar das „Du“ vorherrscht. Viele Unternehmensfanseiten duzen die Fans in deren Kommunikation. Gleiches gilt für die Serviceaccounts auf Twitter. Ob dies sinnvoll ist oder nicht, möchte ich hier gar nicht werten, denn dies ist immer auch von der Branche und dem grundsätzlichen Auftritt der Unternehmen abhängig. Interessant finde ich jedoch, dass auf den meisten Unternehmenswebseiten die gleichen Firmen wieder zum „Sie“ übergehen. Warum dem so ist, steht wohl irgendwo in den Kommunikationsabteilungen geschrieben.
Ich selber halte es mit dem Siezen und Duzen wie folgt:
- Ob siezen oder duzen – immer höflich sein und respektvoll miteinander umgehen
- Personen, die ich im realen Leben bereits kenne und nicht duze, die werde ich auch im virtuellen Umfeld nicht duzen
- Leute mit denen ich in einem professionellen Kontext in Kontakt trete, werde ich auch in den sozialen Medien nicht duzen (oft der Fall bei Xing oder Linkedin)
- Das Duzen von Followern/Freunden, mit denen ich über Alltägliches diskutiere und deren persönlichen Kontakt voraussichtlich nicht in einem geschäftlichen Umfeld erfolgen wird, finde ich ok
und dann gibt es für mich noch
- Respektspersonen (die muss jeder für sich definieren), die ich nie einfach so duzen würde. Dabei kommt mir zum Beispiel der auf Twitter sehr aktive Abt Werlen (@abtmartin) vom Kloster Einsiedeln in den Sinn
Im geschäftlichen Umgang mit Social Media gibt es übrigens die elegante und trotzdem respektvolle Form des „Sie + Vornamen“. Eine gute Lösung dann, wenn die User nicht mit vollem Namen angesprochen werden können oder sich lediglich mit dem Vornamen vorstellen/registrieren/kontaktieren oder gar ein Pseudonym verwenden. Daher rate ich Firmen zum „Sie“ , oder eben zum „Sie + Vornamen“. So verhindert man auch den plötzlichen Bruch, wenn jemand mit der Firma per Telefon oder in einem Laden in Kontakt tritt und das Personal da höflich siezt. Ausnahmen würde ich nur dann machen, wenn die Kunden grundsätzlich auch in einer realen Umgebungen geduzt werden.
Wollt Ihr diesem Dilemma aus dem Weg gehen, bleibt Euch das Schreiben in Englisch, denn Ihr wisst ja: You can say you to me!
PS: Und damit ich hier vollständig bleibe, noch ein kleiner Knigge für das echte Leben: Siezen oder duzen aus der Schweizer Familie.
Mit dem ersten Bullet triffst du den Nagel auf den Kopf: Der Respekt muss da sein, in jedem Fall. Und wenn er nicht da ist, bringen Social Media den wahren Charakter schnell zutage. „True colors shining through“. Social Media sind eine Chance für mehr Authentizität und weniger Maske.
Sie sprechen mit aus dem Herzen. Endlich hats mal jemand kapiert! 🙂
Herzlichen Dank für den Kommentar.
Eine schlaue Frage. Und eine, die jeder für sich beantworten muss, für die es keine allgemeine Wahrheit gibt. Für die, die’s interessiert, eine Übersicht über deutsche Grossfirmen: http://berlinbuzz.org/du-oder-sie-die-richtige-ansprache-in-social-media-ein-benchmark-deutscher-aktienunternehmen/ Oder noch ein paar Statements zum Thema Duzen/Siezen im Recruiting. Zeigt auf, wie uneins sich die Unternehmen sind. http://personalmarketing2null.de/2011/07/22/du-oder-sie-auf-facebook-eine-frage-der-unternehmenskultur-oder-des-mediums-oder-was/
Lieber Jürg, danke für die weiter führenden Links. Mal schauen, ob eine unserer Social Media Schulen sich dem Thema auch mal annimmt und etwas dazu publiziert.
Wieder ein schönes Thema. Danke für den Artikel!
Hoi Roman
Gut geschrieben, auch im realen Leben erlebe ich immer wieder Situationen, wo man automatisch geduzt wird. Manchmal gefällt’s mir, manchmal weniger. Vermutlich kommt es auf den aktuellen Gemütszustand an!
Weiter so!
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