Social Media – der Ausweg für eine werbefreie Stadt?

In einer der letzten Ausgaben der Handelszeitung hat sich Hermann Strittmatter, ein Urgestein der Schweizer Werbebranche, herablassend über Social Media und jene, die Inhalte kreieren und in Auftrag geben geäussert. Dies hat zu einem Empörungssturm geführt, der eben in diesen Medien aufgezogen ist. Aufgekommen ist der Sturm hauptsächlich durch den offenen Brief, den Adrienne in ihrem Blog publiziert hat. Auch die Handelszeitung hat das Thema dann wieder aufgenommen. Nun geht es mir heute nicht darum, hier für irgend jemanden Partei zu ergreifen, sondern darum, wie Werbung in Zukunft aussehen könnte. Dazu inspiriert hat mich die folgende Idee der Zürcher Landsgemeinde.

Der Vorschlag #4 liegt mit 129 Stimmen (per 30.7.12) auf einem der vorderen Plätze. Der Vorschlag: Eine werbefreie Stadt Zürich. Die Idee ist nicht ganz neu, ist dieses Konzept doch schon in Sao Paolo, Brasilien, eingeführt. Und oh Wunder, es gibt die Grossstadt noch immer, auch Werbeagenturen existieren noch und die Einwohner der Stadt konsumieren wohl immer noch Markenprodukte, oder was auch immer angeboten wird.

Da wären wir nun beim interessanten Punkt. Werbung, die nicht mehr überall hängen darf, muss innovativer und kreativer werden – oder wie s Augusto Moya, ehemaliger CD in Sao Paolo sagte:

„Augusto Moya, creative director of ad agency DDB Brasil, the ban is forcing agencies to be more inventive. „As a creative, I think that there is one good thing the ban has brought: we must now use more traditional outdoor media (like bus stops and all kinds of urban fittings) in a more creative way,“ he says. „People at all the agencies are thinking about how to develop outdoor media that do not interfere so much in the physical structure of the city.“

Diese Aussage würde somit wieder klassische Werbe wie Herr Strittmatter fordern, intellektuelle, effektive und hoffentlich auch kreative Werbung zu erfinden. Einer, der dies getan hat ist Nizan Guanaes, der das Verbot, wohl nach dem ersten Schock, für gut befunden hat:

“I think it’s a good law,” says Nizan Guanaes, head of Grupo ABC, Brazil’s largest advertising group. “It was a challenge for us because, of course, it’s easier to simply throw garbage advertising all over your city.”

Für interessierte hier ein ausführlicher Artikel zur Situation in Sao Paolo aus der FT .

Aber wohin soll denn das viele Geld für Aussenwerbung fliessen, wenn nicht in neue Kanäle, wie Online-, Mobile-, Social-Media und andere -Ads. Und da sind wir beim springenden Punkt. Auch diese sogenannten „blöden Sachen“ werden spätestens dann von Agenturen, die blöd genug sind, umgesetzt werden. Und diese machen damit dann hoffentlich einen riesen Haufen Geld und bringen denn Auftraggebern, die sich dafür entscheiden neue Kunden und viele Konkurrenzvorteile. Gute Werbung wird in Zukunft nicht nur in den klassischen Medien gemacht werden, sondern vor allem in den elektronischen und sozialen Plattformen. Beispiele, die klassische Werbung (TV-Spots und klassische B2B- und POS-Werbung) mit den elektronischen Möglichkeiten (Social Media und Online-Ads) vereinen, gibt es jetzt schon zur Genüge. Ein Beispiel, dass ich gerne hier zeige ist Old Spice. Der Mut etwas Neues zu erschaffen gab den Marketern der Agenturen und des Auftraggebers recht.

Gespannt schaue ich nun auf den World Cup 2014 in Brasilien, und dabei natürlich darauf, wie Sao Paolo das wohl immense internationale Werbeaufkommen für die Stadt „verarbeiten“ wird. Ich bin der Überzeugung, dass die Sponsoren, trotz fehlender Plakatwände, die gesetzten Marketingziele erreichen werden. Dies ist vielleicht nicht ganz so sicher, wie das Amen in der Kirche, aber sicherer als die Wette, dass die Schweiz sich ins Halbfinale der Weltmeisterschaft schiessen wird.

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