Hilft Social Media dem klassischen Recherche-Journalismus zur Renaissance?

Netzwerk-Visualisierung

Netzwerk-Visualisierung (Photo credit: nischenThema)

Als aktive Nutzer der verschiedensten Social Media Plattformen sind wir doch täglich damit konfrontiert, einfach zu glauben. Doch was sollen wir glauben? Und wem sollen wir vertrauen? Und warum überhaupt?

Fragen, die man sich heute wirklich stellen sollte, denn im Social Web kann ja jeder eine Behauptung, Drohung, Information oder einen Geheimtipp verbreiten. Haben diese Sensationscharakter, geht’s schneller – sind sie aber zu banal oder auf den ersten Blick als „Ente“ erkennbar, passiert nichts. Stellt sich also die Frage, wie erkennen wir überhaupt falsche Informationen?

Ich persönlich gehe meist so vor: jede meiner Quellen sehe ich als Brand an. Als Brand mit einem bestimmten Angebot. So gibt es Freunde, die sich mit Technologie auskennen. Somit werde ich deren Informationen zu einem Tech-Thema am ehesten Glauben schenken, weniger jedoch wenn’s um interkulturelle Kommunikation geht oder andere „Soft-Skills“. Dies zeigt, wie wichtig es ist, in seinem Netzwerk aktiv an einem persönlichen Profil oder eben Brand zu arbeiten, und sich die nötige Glaubwürdigkeit durch Verlässlichkeit und korrekte Information, oft zu einem spezifischen Thema, zu verdienen.

Hoppla, da gibt es doch Lücken im Netzwerk

Nehmen wir mal den Fall vom Tod von Osama bin Laden. Hätte ich diese Meldung auf Twitter gelesen, wäre ich mit meinem doch beachtlichen Netzwerk wie der Esel am Berg gestanden. Wer sollte mir denn dies verifizieren können. Denn kein Kontakt von mir, lebt  irgendwo in der Nähe Afghanistans oder Pakistans, geschweige denn wohl grad in der Nähe des Hauses, wo die ganze Operation Neptune’s Spear  stattfand. Sollte ich also einer Twittermeldung vertrauen, die von einem beliebigen User weit weg von mir ins Netz gestellt wird? Ja, vielleicht! Aber, die Geschichte wird wohl nie vollständig werden, denn dafür reichen die 140 Zeichen von Twitter einfach nicht.

Und hier bringe ich den Recherche-Journalismus ins Spiel. Ich bin überzeugt, dass sich die Sozialen Medien weiter verbreiten werden und sich vermehrt in unseren Alltag integrieren. Wir glauben unseren Peers, das ist auch gut so und wird sicherlich beim Kauf eines TV-Gerätes oder bei der Auswahl der nächsten Urlaubsreise von grossem Nutzen sein. Geht es aber um differenziertere und damit auch oft kompliziertere Geschichten, braucht es neue Leuchttürme, die uns den Weg weisen. Hier sehe ich die Chance der klassischen Medien (vor allem Print). Diese sollen wieder die Ressourcen aufbringen, fundiert über Ereignisse zu berichten, Hintergründe zu erläutern und Zusammenhänge darzustellen. Das ganze darf dabei in Zukunft weder ideologisch noch politisch gefärbt sein, denn dies wird im Weitertransport der Kenntnisse dann wieder  in den Sozialen Netzen gemacht – zum Beispiel durch meine Peers.

Starke Medienmarken im Vorteil

Marken denen wir auf Grund ihrer Hintergrundrecherchen, einfach verständlichen Informationen und klaren Aussagen vertrauen, werden in Zukunft wieder vermehrt gefragt sein und, was für diese besonders wichtig sein wird: dafür auch ein gerechtes Honorar erhalten. Sollten die Medien aber weiterhin viele Recherchen, statt an der Wurzel des Geschehens, diese über die gleichen elektronischen Quellen starten, wie wir alle es auch tun können, dann wird wohl aus einem zukunftsträchtigen Businessmodell nichts.

Fazit:

Medien, die es in Zukunft schaffen:

  • Vertrauen bei der Leserschaft zu generieren
  • Tiefgründige, nicht verfärbte Recherchen anzustellen
  • Sachverhalte einfach und klar verständlich darzustellen

werden es auch in Zeiten von Social Media schaffen, als Leuchttürme zu wirken und ihre Arbeit gegen faire Bezahlung zu verkaufen.

Sie sollen damit den Sozialen Medien nicht entsagen, sondern das Transportgut herstellen, über das wir dann gerne diskutieren und unsere Meinungen äussern.

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Eine Antwort zu Hilft Social Media dem klassischen Recherche-Journalismus zur Renaissance?

  1. Hermi sagt:

    Hi, in der Kürze liegt die Würze. Oft wird soviel geredet und kundgetan, aber schlußendlich doch nichts damit ausgesagt: viel geredet aber nichts gesagt – ist das Problem der heutigen Gesellschaft – mich eingeschlossen. Ja, hin und wieder reichen doch 140 Buchstaben aus, und wenn nicht, dann kann man ja mehrere Tweets senden. Liebe Grüße Hermi

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